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Alfa Romeo Giulia Super 1,6

©Albrecht Classic GmbH

Nachdem mir mein ans Herz gewachsener Manta A so brutal entrissen worden war, hatte ich nicht viel Zeit, etwas Adäquates zu finden, denn ich hätte am liebsten wieder einen Manta A 1,9 SR gehabt, oder auch gern einen GT/E. Aber selbst im eigentlich riesigen Angebot von Opel Dello in Hamburg fand ich nichts Passendes.
Seit einiger Zeit nannte ein Freund einen Alfa Romeo Berlina 1750 sein Eigen und mich faszinierte der kernige Sound. So ganz anders als alles, was ich bislang gefahren hatte.

So sah meine Giulia aus, nachdem ich ihr eine Ganzlackierung spendiert hatte. Es waren ein paar kleinere Roststellen aufgefallen: unter den Schachtleisten und vorn in der Maske die Halterungen für Grill und Scheinwerfer etc. Aber unten war alles chico, keine Löcher zu sehen - kein Wunder, er war ja auch vom Neuwagenhändler komplett mit Dickschicht-U-Schutz versehen worden.
Er war auch erst 7 Jahre alt, da lohnt sich ein bisschen Aufwand ja auch noch. Die Bremsscheiben hinten waren auch schon fertig, die Italiener hatten irgendwie anderen Stahl.
Aber sonst war das Auto ein Traum: der Sound ließ das Herz aufgehen. Wie haben die das eigentlich gemacht? Die Leistung war konkurrenzlos eigentlich: 103 PS aus 1600 ccm. Die vergleichbaren 02er BMW waren völlig chancenlos. Auch das hervorragend definierte Fahrverhalten hat mich begeistert, er ließ sich mit der bestens geführten Starrachse durch gezielten Gaseinsatz super präzise um die Kurve driften und die Lenkung fand den richtigen Lenkwinkel fast von allein. Das war so unaufgeregt ohne Unsicherheiten machbar, damit konnte sich keiner meiner vorher gefahrenen Hecktrieber messen.
Klar, er brauchte etwas mehr Aufmerksamkeit mit seinen 6,5 Litern Öl, das erstmal erhitzt werden musste, bevor man ihm die Sporen geben durfte, aber die Instrumente für Öldruck und -temperatur machten einem das Warten leicht. Der Satz Lodge-Kerzen war zwar unverschämt teuer, aber der Motor dankte es durch super saubere Verbrennung und lange Haltbarkeit. Meiner lief großartig und hing unglaublich gut am Gas. Die beiden Doppelvergaser waren hervorragend eingestellt, es gab da in Hamburg eine Werkstatt mit einem italienischen Meister, der die Dinger nach Gehör perfekt einstellen konnte. Legendär!
Nachteil dieses Autos: Er war begehrt. Leider auch bei falschen Autofreunden, die ihre Finger nicht von fremdem Eigentum lassen mochten. Mein Kumpel mit dem 1750er hatte mir den Tip gegeben, einen verborgenen Zündungsschalter einzubauen und das war ein guter Tip. Die zerstörten Tür- und Zündschlösser sowie die rausgerissenen Kabel waren trotzdem mein Problem.
Alfa fahren war ansteckend: es dauerte nicht lange bis sich eine weitere Giulia bei uns im Freundeskreis einfand. Ein Kumpel hat sich nach einer kurzen Probefahrt aus dem Stand schockverliebt und tauchte wenig später mit seiner dunkelblauen Schönheit auf: es war eine Giulia Nuova Super 1600. Noch im Original Lack und etwas neuer als meine, aber auch erste Roststellen unter den Schachtleisten, hervorgerufen durch die Blechklammern, die schon im Werk den Lack zerkratzen. Eine klare Fehlkonstruktion.

Fehler machten aber auch deutsche Autohändler, wie ich schmerzhaft erfahren durfte. Die Entwicklung von Unterbodenschutz-Methoden gegen Rostfras steckte wohl noch in den Kinderschuhen und für meine Giulia war ein bitumenhaltiger U-Schutz gewählt worden. Welche Tücke das hat, zeigte mir mal wieder ein freundlicher TüV-Ingenieur mit seinem spitzen Schraubendreher. Ähnlich wie bei meinem Rekord B damals , riss er mir Teile des Unterbodens auf, was ich schon als ziemlich empörend empfand, denn optisch war der U-Schutz völlig intakt! Als er aber vorn auch noch an den tragenden Teilen unter dem Motor anfing zu stochern, hätte ich ihn ermorden können. Denn beide Längsträger vorn waren seitlich komplett durch und der "U-Schutz" prasselte mit Rost vermischt pfundweise zu Boden.
Der Mann hatte zwar Mitleid für mich, aber er meinte auch, dass eine Reparatur an diesen Trägern nicht zlässig sei und mein Goldstück ein Totalschaden war. Das kam für mich völlig unerwartet und ich beschloss, mich nicht mehr derart emotional an ein Auto zu binden.
Es war Sommer und ich fuhr ein paar Monate nur Motorrad.

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