Citroen 2CV 6
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Mehr im Scherz bot mir ein Freund eine Ente an, die in seiner Nachbarschaft zum Privatverkauf stand. Das Teil hatte noch 1,5 Jahre TüV, sah bereits ziemlich verschlissen aus, wurde aber zu einem Preis angeboten, der aus der Portokasse zu begleichen war. Ich fand es irgendwie schrill, mich darauf einzulassen und hab zugeschlagen.
Es begann eine Zeit voller humoriger Bemerkungen und lustigen Erlebnissen. Die entgegen kommenden Enten begrüßten mich, indem sich der ganze Aufbau plötzlich mehrfach nach links und rechts zur Seite neigte und trotzdem in der Spur blieben. Den Trick hatte ich bald heraus und konnte zurück grüßen. Irgendwo las ich, dass Citroen früher einmal einen Wettbewerb ausgeschrieben hatte, der demjenigen ein neues Fahrzeug versprach, der es auf einem Parkplatz schaffte, eine Ente auf die Seite zu legen. Was wohl erfolglos blieb. Natürlich hab ich´s auch probiert und kann es bestätigen: es geht nicht. In Rechtskurven kam der Asphalt so nah, dass Angst aufkam, ob das mickrige Türschloß auch halten würde. Ich installierte Dreipunktgurte, die mich voraussichtlich wenigstens im Inneren halten würden.
Die Klappfenster in den Vordertüren schlugen einem immer gern mal auf den Ellenbogen, also gewöhnte ich mir den später als Mantaarm bekannt gewordenen linken Ellenbogen im Fenster wieder ab.
Richtig effektiv war im Sommer der Lüftungsschlitz und der Frontscheibe, den man per Drehgriff aufschrauben konnte, um kühlende Luft völlig ungefiltert herein zu lassen. Ein Radio konnte ich mir in diesem Fahrzeug komplett sparen, denn der Motor veranstaltete einen derartigen Radau, dass die damals üblichen Verstärker keine Chance hatten und in die dünnen Türen hätte ich sowieso keine Lautsprecher montieren können.
Wie leise mein Döschewo sein konnte, erfuhr ich als sich bei Tempo 60 plötzlich das Rollverdeck vorne löste und im Fahrtwind hinter dem Auto flatterte. Ein Gefühl, wie skalpiert zu werden - nur ohne Schmerzen. Der Fahrtwind war jetzt lauter als der Motor aber es wirkte sehr viel stiller.
An dem Auto war fast nichts kaputt, außer zwei Glühlampen und Zündkabeln hab ich nichts reparieren müssen in der ganzen Zeit. Aah - nein so ganz stimmt das doch nicht: im Winter drückte ich mich einst mit dem Rücken gegen die Sitzlehne, um den Mantel unter den Hintern zu ziehen und da geschah das Unerwartete. Die Lehne brach ab und ich landte in der Waagerechten. Erst die Stange meines Kerzenschlüssels, die passgenau in das abgebrochene Rohr hinein passte, ermöglichte mir die Fahrt nach Hause. Diese Sitze waren im Grunde Campingstühle.
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Ich gewann übrigens eine Wette: Wir waren zelten und brauchten noch zwei Stühle für Gäste und ich bot an, die Rückbank aus der Ente auszubauen. Man lehnte ab, das sei zu aufwendig für den kleinen Plausch und ich sagte, das dauert keine 30 Sekunden. Niemand glaubte mir und wir wetteten um eine Kiste Holsten.
Ich sprang über den Zaun, öffnete die Heckklappe, legte den winzigen Hebel um, riss die Fondtür auf und zog den Sitz seitlich raus. Die Bank flog über den Zaun und die Bierkiste war fällig.
Überhaupt waren Wettbewerbe mit dem Wilderpel (wegen der heißen 28 PS) immer amüsant: Wir fuhren zu siebt (!) auf einer 4-spurigen Straße an die rote Ampel heran und neben uns hielt ein BMW 2000 mit 4 jungen Kerls darin. Ich forderte zum Duell und ließ den Motor aufheulen. Es kam Gelb, Vollgas, Kupplung springen lassen und es machte QUIEK! Das war´s, der BMW mit Vollgas über alle Berge und wir hatten gute Laune. Langsam erhöhte mein Erpel sein Tempo und wir holten den BMW an der nächsten roten Ampel ein. Kurz bevor ich hätte bremsen müssen, schaltete sie auf Gelb und wir rasten mit 60 Sachen und Hupkonzert am gerade wieder startenden BMW vorbei. Keine 100 Meter weiter zog er wieder unter Vollast vorbei. Man muss sich schon wundern...
Das Auto in weiß war mir optisch irgendwie zu langweilig und ich kam auf die Idee, ein paar Comicfiguren drauf zu malen. Snoopy und von den Muppets Krümel und Grobi. Auf dem Heck das Frankensteinmonster. Auch praktisch war er, der Kleine: Ich transportierte ein Mofa damit nach Münster und an der Tanke fragte mich einer, ob das mein Rettungsboot sei. Kommunikativ war er also auch.
Der TüV-Termin rückte näher und ich entdeckte unter der Gummimatte eine kleine Öffnung Richtung Asphalt. Der Wunsch nach etwas Neuem, ganz anderem wuchs. Ich verkaufte die Ente an einen Schweißer und wir gingen auf die Auto-Pirsch.