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Simca 1301

Der Mercedes 190 D hatte einen Wunsch geweckt: Ein 4-Türer sollte der nächste sein. Damals war das relativ selten auf dem Markt und so "verliebte" ich mich in einen Franzosen, den Simca 1301 mit 70 PS. Inzwischen hatte ich mir vorgenommen, nach jedem Erwerb erstmal einen Check zu machen. Bremsen neu belegen war die erste Konsequenz, außerdem eine gründlichere Innenreinigung wegen Kekskrümeln und Lolliresten der Vorbesitzer-Kinder. Luftfilter war auch fällig und ich bin ein paar Kilometer ohne Filter zum Teilehändler gefahren. Der kleine Simca wuchs mir auf dieser kurzen Strecke echt ans Herz, soo schön war der kernige Sound ohne Filter.
Was auch echt herzerwärmend war: Die Liegesitze! Die Lehnen gingen ganz runter. Also: ganz nach unten! Bis es ein Bett wurde. Weißte?

Was mir aber bei meinem Check nicht aufgefallen war, ist der falsche Wärmewert der Zündkerze in Zylinder Vier. Normal im Stadtverkehr war es ja kein Problem, aber auf der Heimreise aus dem Urlaub gegen Abend ploppte plötzlich der Ölpeilstab aus seinem Zuhause, und es machte sich deutlicher Leistungsverlust bemerkbar. Nur 60 Kilometer vor Hamburg war die flotte Fahrt beendet und der Peilstab auf dem Luftfilterdeckel gab uns Rätsel auf.
Der Motor lief noch im Leerlauf, unrund zwar aber er lief. Allerdings feuerte es manchmal leicht aus dem Kurbelgehäuse... Wir entschieden uns, nach Hause zu trampen, aber das war gar nicht so einfach, denn auf andere, besonders ältere Menschen wirkten wir wohl etwas bedrohlich. Drei junge Kerle mit langen Haaren in Schlafanzugjacken und Schlaghosen - Die Leute verriegelten ihre Türen!
Nur einer ließ mit sich reden: Ein Bayer in seinem BMW 1802 nahm uns mit, nachdem wir unsere Ausweise vorgezeigt hatten. Das war sehr nett und wir bedankten uns artig.

Meinen kleinen Liebling haben wir am nächsten Tag per Seil 90 Kilometer zu einem Kumpel nach Quickborn geschleppt und den Motor ausgebaut, denn inzwischen waren wir uns sicher, dass da ein Loch im Kolben entstanden sein musste und genau so war es auch. Von einem Händler erfuhren wir, dass ein Ersatzkolben im richtigen Durchmesser nebst Zubehör nur irgendwo in Bremen zu kaufen war und wir machten uns auf die Socken. Die A1 dahin war noch immer eine einzige Katastrophe.
Die Reparatur verlief problemlos und flott, aber beim Einbau in den Motorraum riss das Seil des Flaschenzuges und der Motor krachte auf den Kotflügel und dann in den Dreck. Nur ein paar verbogene Halter und eine hässliche Beule im Kotflügel waren die Folgen. Das Auto aber lief wieder und ich war happy.
Allerdings war mir vorher bereits aufgefallen, dass die Synchronisation des zweiten Ganges fast schon etwas Zwischengas erforderte und wir demontierten anschließend gleich mal das Getriebe.
Da gab es eine schöne Überraschung, denn so etwas Reparaturfreundliches hatten wir alle noch nie gesehen: Das Gehäuse bestand aus zwei Hälften, die mit vielen kurzen Schrauben zusammen gefügt waren. Einmal geöffnet ließen sich die einzelnen Wellen einfach komplett entnehmen! Einfach toll, so war der Ersatz des Synchronrings ein Kinderspiel.
Blech und Lack allerdings - das ist nicht so meins und die Reparatur der Beule im Kotflügel gelang nur sehr notdürftig. Der Verkauf auf dem privaten Automarkt in Hamburg Farmsen hat trotzdem funktioniert. Ein pakistanischer Familienvater freute sich sehr über "Auto schön".

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